Sonntag, 6. Dezember 2009

Resident Evil 5 - Ein erster Eindruck

Ich habe das Spiel für die Xbox 360 angetestet. Der Beitrag ist schon etwas älter, ich veröffentliche ihn erst jetzt hier, da ich... keine Ahnung, einfach so.

Endlich war es soweit, kein anderes Spiel hat meine Erwartungshaltung so ins Schwanken gebracht, kein anderer Titel wurde so sehnsüchtig und doch voller unguter Gefühle erwartet.

Und nach etwa 2 Stunden spielen kamen einige Dinge klar ans Tageslicht: Resident Evil 5 kann seinem Vorgänger nicht das Wasser reichen, nicht mal annähernd.
Warum? Das verraten jetzt ein paar Punkte aus meinem Ersteindruck:

Die Grafik: Ja, Resi 5 bringt die Gebrüder CPU/GPU so richtig ins Schwitzen, die hier eindeutig ihre Muskelkraft beweisen müssen. Resi 5 ist detailiert, voller Effekte, massig an Texturschichten und einer Menge an Post-Rendering-Effekten. Und genau daran krankt es. Dass nämlich mehr Zellen an einem Körper nicht besser sein müssen, beweist schon der Lungenkrebs. Resi 5 ist so detailiert und vollgestopft, dass es schon etwas überladen wirkt und dadurch gern mal die Übersicht verloren geht. Das Gamedesign ist nicht wirklich gut, es wird nur durch so viele Filter gejagt und auf Hochglanz poliert, dass man von der eigentlichen Gestaltung eigentlich kaum noch was mitbekommt. Ein Preis, den sich das Spiel aber mit Farcry 2 teilen muss, ist der Matschgrau-auf-Matschbraun-Award. Denn wirklich viele andere Farben kommen nicht vor. Ein weiterer böser Effekt: Es kommt nicht mal annähernd die Stimmung des Vorgängers auf, der vielleicht gerade wegen seiner etwas bescheideneren Grafik und seiner besseren Farbkontraste wesentlich mehr Stimmung bei besserer Übersicht erzeugen konnte.

Das Gameplay: Der Steuerung wurden diesmal mehrere Pre-sets an Tastenbelegungen hinzugefügt. Ich musste gleich mal auf die A-Config umschalten, da das Spiel sonst wirklich nicht steuerbar gewesen wäre - strafen hin oder her. Ja, wir wurden alle vorgewarnt, als es hiess, Resi 5 würde deutlich mehr ein Actionspiel als ein Survival-Horror-Game werden. Aber ich kann dies etwas entschärfen. Szenen wie die zu Spielbeginn, nämlich ein Infizierten-Massaker kommen nicht ständig vor. Meist geht das Spiel den etwas ruhigeren Pfad und serviert dem Spieler die Infizierten in kleinen Grüppchen. Dennoch fehlt die schöne, düstere Stimmung aus dem 4er vollkommen, denn im Prinzip wurde das Spiel vom finsteren Horrorspektakel zum Sonnenbeschienenen Gelegenheits-Monster-Killer degradiert. Es wurde fast konsequent wirklich alles entfernt, was am Vorgänger die Atmosphäre so angenehm gemacht hatte und alles was bleibt, sind noch die knöchernen Überreste von Resident Evil 4, nämlich das pure Spielprinzip - Schlüssel finden, Monster killen, Schlüssel benutzen, Monster killen. Man könnte wirklich meinen, Capcom würde nicht dazulernen, sondern einen Pakt mit dem Grafikteufel gemacht.

Der Komfort: Oh mein Gott! Was die Designer dem Inventory angetan haben, geht ja mal auf keine Kuhhaut. In Resident Evil 4 war ein Heilkraut so gross wie ein Heilkraut und eine Shotgun so gross wie eine Shotgun. In Teil 5 belegt nun ein fettes Maschinengewehr den genau gleichen Platz wie ein Hühnerei. Super! Um um den dadurch verlorenen Realismus wieder reinzuholen, wurde nun das Inventar in die Echtzeit übertragen, sodass man beim gemütlichen Kramen darin nun gerne mal von einem Infizierten den Kopf abgesägt bekommt. Dazu hat jeder der beiden Charaktere nur 9 Felder. Ins das der dümmlichen Sheva kann man noch nicht einmal direkt zugreifen, sondern nur Dinge austauschen, bevor man sie manipulieren will. Auch die Hilfsleiste aus dem 4er wurde ersatzlos gestrichen. Das sind ja gleich 3 Spielspassverderber in einem, genau wie in Kinderüberraschung! Man tausche einfach spassigen Surrealismus gegen unspassigen aus, dachte man sich wohl bei Capcom. Durch ein Echtzeit-Inventar werden nun auch die letzten taktischen Planmöglichkeiten endgült dem Erdboden gleichgemacht ("Hmm, welche meiner schönen Wummen killt den Endboss wohl am effektivsten"). Schöne Schande!

Sonstiges: Ich liebe Frauen, aber Sheva hätte ich am liebsten von der nächsten Klippe in die Hände mordlüsterner Afrikaner geschubst. Auch wenn sie mir in meinem 2-3 Stunden Spielzeit nicht wirklich so dämlich vorkam, wie ich schon über sie gelesen hatte, ist sie einfach nur ein ultranerviges Anhängsel. Ganz im Gegensatz zu Ashley, das Mädel im Vorgänger, die wenigstens den Anstand hatte, sich gefälligst im Hintergrund zu halten, muss Sheva natürlich versuchen sich nützlich zu machen und das ist anstrengender als die eigentliche Mutantenjagd. Sie schiesst auf Viecher, wenn ich es nicht will und dann wiederum steht sie stumm da und lackiert sich die Nägel, während ich von Monstern attackiert werde. Wenn sie in eine Horde rennt und dabei umkommt ist natürlich das Spiel gelaufen. Nicht, dass es nicht schon immer eine blöde Idee gewesen wäre, einem Spiele KI-Mitstreiter zu servieren, aber in einem Horrorspiel wie diesem ist es ganz besonders störend. Während Ashley eher meinen Beschützerinstinkt weckte, hätte ich Sheva ganz gern mal eine Maschinenpistole quer in den Hals gesteckt (Vielleicht machen Killerspiele am Ende doch aggressiv? Zunge raus ).

Ja, ich lasse kaum ein gutes Haar an Resi 5, aber alles in allem ist es ein Jammern auf hohem Niveau. Resident Evil 5 ist dennoch lange kein übles Spiel und das obwohl vom ursprünglichen Spiele-Hit nur noch Haut und etwas Knochen übrig sind. RE 4 hat beinahe alles richtig gemacht und dass ausgerechnet der Nachfolger wieder ein echter Rückschritt ist, hat mich relativ enttäuscht. Es wäre auch angenehm, wenn man einige der Grafikdetails abschalten könnte, vieles nervt einfach nur (ähnlich wie damals die Flora in Dungeon Siege 1). Achja, und ein Modus OHNE Sheva wäre nett.

Wenn Resi 5 nichts weiter als eine Kopie vom 4er in neuer Umgebung gewesen wäre, hätte man den Entwicklern zwar Geldmacherei vorwerfen können, aber es wäre ganz sicher ein besserer Spiel dabei rausgekommen. Aber da Capcom offenbar beim 4ten Teil mit dem Bruch der Standard-Resident Evil-Traditions-Machart in Veränderungslaune gekommen sind, wäre bewiesen, dass sowas mal gut und mal schlecht ausgehen kann.

Tja, durchspielen werde ich es trotzdem, denn das ist es immer noch wert! Aber fürs nächste Mal: Bitte wieder etwas weiter zu den Wurzeln zurück.

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